SoZSozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, April 2005, Seite 22

»Leverkusen II« war ein Erfolg

Strömungsübergreifend solidarisch

Seit dem vergangenen Jahr pflegen marxistische Gruppen aus verschiedenen Traditionen einen gemeinsamen programmatischen Dialog.
Letztes Jahr stand in der Karl-Liebknecht- Schule der DKP in Leverkusen das Thema »Übergangsforderungen« im Mittelpunkt. Wie Robert Steigerwald von der Marx-Engels-Stiftung damals humorig hervorhob, diskutierten erstmals (»um die alten Schimpfwörter zu gebrauchen«) »Stalinisten, Trotzkisten und Brandleristen« teils kontrovers, aber immer solidarisch miteinander über die Streitfragen der Vergangenheit, vor allem aber über die Probleme marxistischer Politik in Gegenwart und Zukunft. Die Marxistischen Blätter dokumentierten die verschriftlichen Referate und einige Diskussionsbeiträge.
Am Wochenende des 12. und 13.März wurde dieser Prozess am selben Ort fortgesetzt. Eingeladen hatten neben der Marx-Engels-Stiftung die Jakob- Moneta-Stiftung, die Redaktionen von Arbeiterpolitik, Arbeiterstimme, SoZ, UZ, der Marxistischen Blätter sowie das Marxistische Forum Sachsen, die DKP und die ISL. Gegenüber »Leverkusen I« war das Spektrum der Teilnehmenden ausgeweitet — insbesondere um Vertreterinnen des sozialistisch-feministischen Ansatzes; insgesamt nahmen über 30 teils auch jüngere Genossen an der Konferenz teil. Diesmal standen die »Probleme des Kampfes um die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse« im Vordergrund.
Die Bandbreite der dabei behandelten Themen war beachtlich. Zum Zustand des »subjektiven Faktors« hielten der Verfasser dieses Berichts und Robert Steigerwald einander ergänzende Referate, die wahrscheinlich zu einer gemeinsamen schriftlichen Fassung führen werden. Ekkehard Lieberam hatte einen Vorschlag zur Einrichtung eines verstetigten »Marxistischen Dialogs« vorgelegt, der das Streben nach einer marxistisch orientierten Partei mit Masseneinfluss fördern soll. Dieser Text wurde zwar nicht formell verabschiedet, fand aber doch repräsentative Unterstützung und wird entsprechend veröffentlicht.
Michael Aggelidis informierte über den Stand, die Schwierigkeiten und Chancen der WASG vor allem in NRW. Ein großer Diskussionsblock, eingeleitet von Vertretern der Arbeiterstimme und der Arbeiterpolitik, befasste sich mit der Lage der Gewerkschaften und den Aufgaben, vor denen die klassenkämpferischen Kräfte angesichts der tiefen Krise der Gewerkschaftsbewegung stehen. Hans-Peter Brenner von der DKP und Manuel Kellner hielten durchaus kontroverse Koreferate zum Verhältnis von Partei und Räten. Brenners Schlussfolgerung, dass sich der Rätegedanke heute auflöse im Ziel des Aufbaus und der Stärkung der DKP, rief lebhaften Widerspruch bei einer Reihe von Anwesenden hervor.
Großes Interesse fand das Referat von Gisela Notz von der SoZ-Redaktion, die über ihre Feldforschungen zu kommunitären Lebensformen berichtete. Trotz der Schranken, die die kapitalistische »Außenwelt« diesen Ansätzen auferlegt, sind sie als Teil jener vielfältigen Versuche anzusehen, von unten her in neuen Formen die alte »Gegenwelt« zur kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft neu aufzubauen.
Am Rande der Konferenz wurde ein breiter Initiativ- und Vorbereitungskreis zur Fortsetzung des strömungsübergreifenden marxistischen Dialogs eingerichtet. Ebenso wurde verabredet, das Thema der gesellschaftspolitischen sozialistischen Alternative auf das kommende Sozialforum in Erfurt zu tragen.

Manuel Kellner

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