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In das Kondolenzbuch, das in der apostolischen Nuntiatur in Havanna auslag,
schrieb Fidel Castro: »Dein Abschied tut uns weh, und wir wünschen uns zutiefst, dass dein
Beispiel fortdauert.« Fidel Castro nahm sogar in der Kathedrale von Havanna an einer Messe für
den Verstorbenen teil. Zum letzten Mal war er dort vor 46 Jahren erschienen.
Drei Tage Staatstrauer ordnete Castro an. Die
Nationalflagge wurde auf Halbmast gesetzt. Tausende Kubaner kondolierten in der päpstlichen Nuntiatur.
Sowohl für die christliche Doktrin wie auch für das politische System Kubas seien soziale
Gerechtigkeit und Altruismus moralische Werte, sagte Castro 1996 in Rom auf dem Welternährungsgipfel.
Im entfesselten Kapitalismus sahen beide, der Papst und Castro, eine Gefahr für die Menschheit.
Als Anfang der 60er Jahre die kubanische
Revolution Nationalisierungen durchführte, leisteten viele Kleriker, die auf Seiten der Bourgeoisie
standen, Widerstand. Daraufhin wurden 130 von 800 Priestern des Landes verwiesen, 470 gingen freiwillig
weg. 1991 hat das kubanische Parlament den Atheismus-Paragrafen aus der Verfassung entfernt.
Es war Castro, der die Verleumdung
zurückwies, Johannes Paul II. wolle die letzte Bastion des Kommunismus in Kuba aushebeln. »Du
erklärtest vor deiner Rückkehr nach Rom«, sagte Castro, »dass die restriktiven
Maßnahmen, die uns von außen aufgezwungen werden, ungerecht und ethisch unannehmbar sind.
Dafür hast du für immer die Dankbarkeit und die Zuneigung aller Kubaner gewonnen.«
Dass in einigen Sendungen des deutschen
Fernsehens immer wieder betont wurde, der Papst sei es gewesen, der den Kommunismus durch das Christentum
besiegte, ist eine Lüge, die nicht einmal für Polen zutrifft. Schließlich hat Gomulka acht
Jahre in einem stalinistischen Gefängnis gesessen, ehe er durch einen Arbeiteraufstand die Regierung
übernahm. Kuron und Modelewski haben lange vor dem Streik der Werften unter Lech Walesa ihre
vernichtende Kritik des Stalinismus geschrieben und mussten dafür Jahre ins Gefängnis.
In seinem Testament schrieb der Papst:
»Gelobt sei die göttliche Vorsehung dafür, dass die Zeit des sog. Kalten Krieges ohne
gewalttätigen nuklearen Konflikt zu Ende gegangen ist.« Wenn viele Tausende Jugendliche in Rom
Abschied von Papst nahmen, so, weil der Papst ihre Sprache sprach: Gegen den Krieg und für soziale
Gerechtigkeit. Sicherlich wird all das, was uns an Johannes Paul II. missfällt seine Haltung
zum Zölibat, zur Emanzipation der Frauen von vielen zum Anlass genommen werden, ihn zu
verdammen.
Aber sollten wir uns da nicht auf Lenin
berufen, der nach dem Tod des russischen anarchistischen Theoretikers Fürst Kropotkin den Anarchisten
im Namen der Dritten Internationale kondolieren ließ und man höre und staune den
Sozialdemokraten Karl Kautsky auf dem Moskauer Urkundenstein für die Vorläufer des Sozialismus
anführen ließ. Diese Großmut wird von vielen sich besonders revolutionär dünkenden
Linken heute vergessen.
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