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Über 1500 Menschen drängten sich vom 24. bis 27.März in den
überfüllten großen Saal der ägyptischen Journalistengewerkschaft. Einige waren von weit
hergekommen: von Australien, Kanada, Südkorea und Thailand. Viele aus Europa: Großbritannien,
Irland, Spanien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Niederlande, Dänemark, Norwegen,
Griechenland. Viele aus dem Nahen Osten und Nordafrika: Irak, Palästina, Iran, Libanon, Syrien,
Marokko und Jordanien. Aus diesen Ländern kamen auch Vertreter von linken Parteien. Die meisten kamen
natürlich aus Ägypten.
Die 1.Kairoer Konferenz wurde im Dezember 2002
ins Leben gerufen, als Bush und seine »Koalition der Willigen« die Invasion in den Irak
vorbereiteten. Sie nahm den Aufruf den europäischen Friedensbewegung für einen weltweiten
Aktionstag am 15.2.2003 an. Am 21.3., einen Tag nach dem Beginn der Bombardierung von Bagdad,
demonstrierten Tausende auf dem Tahir-Platz im Zentrum von Kairo.
Die 2.Konferenz fand ein Jahr später, am
2.Dezember 2003, statt. Auf dieser Konferenz gelang es erstmals, eine Bewegung gegen den Krieg im Nahen
Osten hervorzubringen, die verschiedene Strömungen umfasst: von der Muslim-Brüderschaft über
die Nasser-Anhänger bis hin zu Sozialisten und Kommunisten.
Ende März zeigte sich nun, dass die
Kairoer Konferenz einen festen Platz in der Bewegung gewonnen hat. Sie strahlt nicht nur in die arabische
Welt aus, sondern weit darüber hinaus.
Die Konferenz war ein großer Erfolg.
nicht nur wegen der hohen Zahl an Teilnehmenden, auch wegen ihrer Radikalität. Vor allem die
Teilnehmenden aus Ägypten hatten den Mut, Staatspräsident Mubarak offen anzugreifen, der
Ägypten seit 24 Jahren diktatorisch regiert. Im Jahr davor hatte sich das nur Kamal Khalil getraut,
ein häufig gefangen genommener Sozialist, der nur wenige Minuten nach Beginn seiner Rede von der
Polizei umstellt wurde.
Unter Mubaraks Regie ist Ägypten einer
der treuesten Vasallen der USA in der Region geworden. Debatten über den Kampf für Demokratie in
der arabischen Welt griffen oft die Lage der Arbeiter und Bauern in Ägypten auf und bekundeten ihnen
die Solidarität. Von großer Bedeutung war auch eine Seminar, das von den Studenten organisiert
wurde. Studentendemonstrationen werden in Ägypten regelmäßig brutal von der Polizei
angegriffen. 400 Studierende diskutierten nun offen über die nächsten Schritte ihres Widerstands.
Gemeinsam riefen sie auf zur gemeinsamen Aktion, um Mubarak zu stürzen. Revolutionäre Lieder aus
den 60ern und 70ern ertönten.
Auch diesmal schlug die Polizei wieder zu, sie
verhaftete 48 Mitglieder der Muslim-Brüderschaft auf dem Tahir-Platz, wo eine
Abschlussdemonstration stattfinden sollte, aber auch aus ihrer Wohnung heraus. Als dies auf der
Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, wurde das Konferenzgebäude kurzerhand von 3000 Polizisten
umstellt.
Zweifellos hat die Konferenz unterstrichen,
dass es in Ägypten wie in der gesamten arabischen Welt brodelt. Arbeitslosigkeit und Armut haben
Höchststände erreicht und paaren sich mit der Wut über die offene Unterstützung Bushs
für Israel. Große politische Veränderungen stehen bevor.
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