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Manche Hedgefonds lesen sich wie das »Who is who?« der
internationalen Politprominenz so z.B. die US-amerikanische Carlyle-Gruppe. Seit 2003 wird sie von
Louis V. Gerstner geleitet (zuvor von Frank Carlucci, US-Verteidigungsminister unter Ronald Reagan). Als
Chefberater fungierte bis 2003 George Bush senior, sein Außenminister James Baker ist bis heute mit
von der Partie. Das Europageschäft der Carlyle Group leitete bis vor wenigen Jahren der britische Ex-
Premier John Major, der heute immer noch beratend für das Unternehmen tätig ist. 2002 ein
Jahr vor der US-Invasion im Irak also schloss die US-Regierung mit Carlyle
Rüstungsaufträge über 1,4 Milliarden Dollar ab. Natürlich ist die Carlyle-Gruppe auch
einer der größten Profiteure des Irakkriegs bzw. der Irakbesatzung (die Carlyle-Gruppe
lieferte nicht nur die Mittel zur Zerstörung, sondern auch die zum Wiederaufbau). Sie pflegt gute
Geschäftsbeziehungen zum Bin-Laden-Clan, der eines der weltweit größten Bauunternehmen
besitzt.
Carlyle ist als Investor einer dieser
Heuschrecken, die, laut Müntefering, seit geraumer Zeit über Deutschland herfallen. Die Carlyle
Group ist neben Goldman Sachs, J.P.Morgan Partner und Blackstone einer der größten
Private-Equity-Fonds-Betreiber weltweit. Was sind Private-Equity-Firmen? Um den Spiegel zu zitieren:
»Private-Equity-Firmen mit ihren institutionellen und privaten Investoren beteiligen sich am
Eigenkapital von Unternehmen, oft übernehmen sie diese ganz. Ziel ist es, die Anteile nach einigen
Jahren mit deutlichem Gewinn zu verkaufen. Die Übernahmen werden zum großen Teil kreditfinanziert
und diese Kredite aus Mitteln des übernommenen Unternehmens getilgt.« Ein Akt der
Piraterie, der das stärkste Unternehmen schwindsüchtig macht. Die »übernommenen«
Firmen werden normalerweise zerschlagen, personalverschlankt und gewinnbringend weiterverkauft. Oft werden
gesunde Firmen aus Gründen der Marktbereinigung ganz aus dem Rennen genommen,
ausgeschlachtet (Maschinen, Immobilien, Grundstücke) und liquidiert. Mit den Filetstücken geht
die Investorengruppe mitunter selbst an die Börse. Erinnert ein bisschen an die »Treuhand«,
den Abbau Ost, stimmts?
In der derzeitigen Heuschreckendebatte ist
fast ausschließlich von den Private-Equity-Fonds die Rede. Dabei spekulieren Heckenfonds auf so
ziemlich alles Casino-Kapitalismus pur, der vor nichts Halt macht und internationale
Wirtschaftskrisen heraufbeschwört. Anders als herkömmliche Fonds spekulieren Hedgefonds nicht nur
auf steigende Kurse sondern auch auf fallende. Hedgefonds sind im Grunde Wettfonds, sie wetten auf alles,
was man sich vorstellen kann: Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Devisen. Hedgefonds wetten, und Wetten kann man
manipulieren das zeigt der Fall Holtzer. Internationale Börsenspekulanten manipulieren, indem
sie z.B. Devisen aufkaufen, um anschließend auf steigende Kurse zu wetten bzw. auf fallende (sie
werfen die zuvor aufgekauften Devisen wie wertloses Stroh auf den Markt und provozieren so einen heftigen
Kursverfall). Letztere Vorgehensweise der Großangriff internationaler Spekulanten auf den
thailändischen Baht löste 1997 die sog. »Asienkrise« aus eine der
verheerendsten internationalen Wirtschaftskrisen, die es je gab, gleichzeitig eine der erfolgreichsten
Währungsspekulationen aller Zeiten. US-Geldmanager verdienten Milliarden, während Thailand,
Südkorea, Indonesien und beinahe auch Malaysia und Japan in den Abgrund trudelten. In Indonesien
brachen bürgerkriegsähnliche Zustände aus. Not und Wut trieben die Menschen auf die
Straße, Geschäfte und Kaufhäuser wurde geplündert. Ein Gutes hatte das Ganze: Nach 32
Jahren an der Macht stürzte der indonesische Diktator Suharto. Die Krise breitete sich mit
beängstigender Geschwindigkeit über den Erdball aus. Nach Asien geriet 1998 Russland in den Sog,
schließlich Lateinamerika. Wenig hätte gefehlt, und die USA und Europa wären mit in den
Strudel geraten. Millionen Menschen weltweit haben seit 1973 durch das internationale Spekulantentum ihre
Existenz verloren, viele Hunderttausende starben an den Folgen von Hunger und Arbeitslosigkeit.
Die Taktik der SPD ist leicht durchschaubar.
Vor einer Wahl wird kräftig im roten Mustopf gerührt. Nach der Wahl ist man wieder der
verlässliche »Genosse der Bosse«. Aber die Deutschen durchschauen diese Strategie
inzwischen.
Die internationalen Heckenfonds sind der
besonders perfide Ausdruck einer pervertierten Weltwirtschafts-Unordnung, in die dringend regulierend
eingegriffen werden muss. Eine schmerzhafte Tobinsteuer auf sämtliche Spekulationsgewinne (plus
Abschaffung der globalen Steueroasen!) sowie die Schaffung eines neuen Bretton-Woods-Systems wären
international gesehen dringend erforderlich. Was Münteferings Deutschland angeht, wie
wäre es mit einem neuen Investionsgesetz, das Hedgefonds als Anlageform wieder verbietet
wäre doch ein Anfang, oder?
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