SoZSozialistische Zeitung |
Die Sozialdemokratie pfeift im dunklen Keller anders kann man wohl
kaum die in den Junitagen losgetretene sog.«Lohndebatte« nennen. Franz Müntefering meint,
dass in gut verdienenden Branchen nun auch mal Lohnsteigerungen dran wären. In die gleiche Kerbe
schlugen so wurde der Anschein erweckt auch Finanzminister Eichel und Wirtschaftsminister
Clement. Das Ganze im zeitlichen Zusammenhang mit der Gründung einer Wahlalternative auf der Linken
und nach desaströsen Wählerumfragen, die die SPD deutlich unter 30% sehen.
Nun sind zweifellos die schwachen
Lohnerhöhungen ein großes Problem für die betroffenen Beschäftigten ebenso wie
für die Arbeitslosen und Rentner, deren Bezüge von den Einkommen der Beschäftigten
abgeleitet werden. Aber diese Regierung hat jahrelang eine Position der Senkung der Lohn- und
Lohnnebenkosten vertreten, angeblich um den Standort Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Bei
Lohnrunden gab es immer den Hinweis auf die gesamtwirtschaftliche Verantwortung der Gewerkschaften. Die
sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung führten zu ständigen Rückgängen bei
Rentnern und Arbeitslosen, während andererseits die Steuern auf Vermögen, Kapital und hohe
Einkommen gesenkt wurden. Wenn alternative Wirtschaftswissenschaftler die Binnennachfrage erhöht sehen
wollten, waren Clement und Eichel die ersten Bremser.
Jetzt alle SPDler starren Richtung
Opposition erklärt Kanzler Schröder Lohnerhöhungen für
»wünschenswert«, und der Wahlk(r)ampf lässt grüßen, bevor Neuwahlen noch klar
sind. Clement berichtigt umgehend eventuelle Fehlinterpretationen: es gäbe keinen Schwenk, es ginge um
»Einmalzahlungen« in florierenden Unternehmen genau das, was die Unternehmen schon immer
zur Vermeidung von tariflichen Lohnerhöhungen zugestehen wollten. Agenda 2010 bleibt die
Sozialdemokratie geht mit Schröder zusammen mit fliegenden Fahnen in Richtung Abgrund, sich als
Alternative zum Kapitalismus pur der FDP andienernd.
Diese sog. Lohndebatte von Müntes Gnaden
ist so schnell wieder von der Bühne gewesen wie sie gekommen ist. Alle wichtigen Branchen hatten
bereits langfristige Tarifverträge abgeschlossen, Druck und Chemie folgten auf dem Fuße, ohne
dass eine deutliche Lohnerhöhung zu erkennen wäre, im Gegenteil. Die IG BCE hielt sich mit
Einmalzahlungen im Bergbau und in der Chemie an Clements Linie.
Allen ins Gedächtnis: Lohnerhöhungen
sind Sache von kampfwilligen und -fähigen Belegschaften, und dann von Gewerkschaften, die sich dies
auf ihre Fahnen schreiben. So selbstbewusst sollte gerade das Scheitern der rot-grünen Regierung die
Beschäftigten wieder machen, dass sie nicht auf Müntefering oder die Wahlkampfparolen egal
welcher Partei warten. Die haben gut reden, wenn lang laufende Tarifverträge unter Dach und Fach sind
und gerade die Arbeitszeitverlängerung im öffentlichen Dienst allen fortschrittlichen Forderungen
Hohn spricht.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04