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Die letzten Sommer haben es schon ahnen lassen. 2005 wird der Ska Rock
Sommer. Und einige der besten und engagiertesten Bands kommen aus Lateinamerika. Auf Tour in Deutschland
sind zur Zeit Karamelo Santo (Argentinien), Chencha Berrinches (Mexiko/USA), Desorden Público
(Venezuela), Panteón Rococó (Mexiko), um nur ein paar zu nennen, und eben auch La vela Puerca aus
Uruguay. Bisher haben letztere auf ihrer Tournee bereits vor mehr als 100000 Menschen in Europa gespielt,
das sind mehr als 3% der Gesamtbevölkerung Uruguays.
Dabei hatte alles vor zehn Jahren als
Straßenband am Heiligabend in Montevideo eher bescheiden angefangen. Das Konzert hatte Sänger
Sebastián Teysera, ohne das Wissen der anderen Bandmitglieder aufgezeichnet und an eine Radiostation
gesandt, die den Musikwettbewerb Generación 96 ausgeschrieben hatte. Die bis dahin völlig
unbekannte Band gewann in der Kategorie Nachwuchsband. Der erste Preis: eine Studioproduktion. Die erste
Platte (Deskarado, in Europa La vela Puerca) wird innerhalb von zwei Monaten produziert. Mit ihrem zweiten
Album De bichos y flores kommt in ganz Lateinamerika der kommerzielle Erfolg. Es klingt wie ein
Märchen aus dem Land von Casting und MTV, aber die Band wurde zu einem der erfolgreichsten Exportgut
Uruguays und füllt auch dort mittlerweile Stadien. Dabei versuchen die acht Musiker auf dem Teppich zu
bleiben und auch wenn den 25000 in Montevideo auf dem nächsten Konzert in Gütersloh nur 50
Zuhörer folgen, spielen die acht Musiker mit der gleichen Leidenschaft. Auf der Bühne gehört
die Ska-Rock-Band aus dem kleinen Uruguay sicherlich zu den größten und in jedem Konzert machen
sie ihrem Namen (»die Wildsau«) wohl alle Ehre.
Ihre CD A Contraluz kam in Amerika im letzten
Jahr heraus und das Label Surco eine argentinische Abteilung von Universal brachte die
Scheibe im Frühjahr 2005 auch in Europa heraus. Die Einflüsse auf den Ska Rock sind
zeitgemäß vielfältig und es finden sich mit »Zafar«, »A lo verde« und
»En El Limbo« auch richtig melancholische Stücke auf der aktuellen Produktion. Ska Rock
trifft daher längst nicht auf alle Stücke der aktuellen La-vela-Puerca-Produktion zu. Da gibt es
Stücke, wie »Llenos de Magía«, die unweigerlich in ihrer Mischung aus Rockgitarre
(Santiago Butler) und Bläsersätzen (Carlos Quijano, Juan Cruces) das Tanzbein herausfordern,
gefolgt von »Sin Palabras«, bei dem man sich zurück lehnen, die Augen schließen und
Sebastián Teysera lauschen möchte.
Leider ist die Produktion der 14 Stücke
auf diesem Album zu geschliffen und die Wurzeln der Straßenmusik lassen sich kaum noch erahnen.
Vielleicht spiegelt die Produktion auch die etwas ruhigere Situation in Argentinien und Uruguay wieder. Die
vorangegangene, wildere Produktion De bichos y flores war sicherlich beeinflusst durch die Aktionen der
Piqueteros in Argentinien. Doch auch A Contraluz spiegelt die gesellschaftliche Situation am Rio de la
Plata wieder. Es geht um die wirtschaftliche Situation im Nachbarland Argentinien, um globale
Entwicklungen, aber auch um den Alltag in Uruguay und private Befindlichkeiten.
La vela puerca sind noch am 3.7. zusammen mit
Panteón Rococó in der Batschkapp in Frankfurt ab 20 Uhr zu sehen. Ein Konzertabend, den man nicht
auslassen sollte.
Erwähnenswertist auf jeden Fall noch das
von einem befreundeten Künstler der Band gestaltete Booklet, das auch die Texte enthält. Das
gleiche gilt für die Gestaltung der Webseite der Band (www.velapuerca.com).
Thomas Schroedter
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