SoZSozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, August 2005, Seite 1

Titel

Und tschüss

Des Kanzlers Lieblingsmanager muss gehen. Der lebende Beweis, dass in unseren modernen Zeiten ein braver Sozialdemokrat bis ganz nach oben in das Management eines Weltkonzerns kommen konnte, hieß bis jetzt Peter Hartz.
Er war nicht nur einer der vielen Gewerkschafter, die nach einer Laufbahn als Vollstrecker der Sozialpartnerschaft und des faulen Kompromisses auf Kosten von Belegschaften reibungslos die Seiten und in den Vorstand eines großen Konzerns wechselten. Er wurde zugleich zum Hohepriester des letzten Stadiums des Sozialdemokratismus. Nicht die hinter dem schnöden Wort »Mitbestimmung« schlummernde stete Befriedung des Klassenantagonismus durch Verrat, Bestechung und kampflose Kapitulation war seine Religion, sondern die angebliche Aufhebung dieses Widerspruchs in einem eigenen, neuen »System« des Co-Managements. Dafür schuf er ein fantasievolles Wörterbuch voller toller Begriffe, über die wohl noch lange gelacht werden darf. War der durchschnittliche Sozialdemokrat höchstens in der Lage, ein »Bündnis für Arbeit« zu denken, wo schon im Wort immer noch die Existenz unterschiedlicher Interessengruppen hervorlugt, so kreierte Hartz sein eigenes Reich der Ich-AGs und anderer Fantasiegestalten. Für diese ideologische Leistung belohnte ihn sein Spezi aus gemeinsamen VW-Zeiten, Gerhard Schröder, mit der Namenspatenschaft für ein ganzes Gesetzespaket.
Doch synchron mit der gnadenlosen Demaskierung der Hartz-Gesetze der Schröder- Regierung als Armut per Gesetz, die zum tiefen Absturz der SPD führte, entlarvte sich auch das Hartz-System als das, was es immer war: Bestechung und Bestechlichkeit, Verrat und Unterwerfung. Doch in diesem Fall waren es leider nicht die Opfer, die aufbegehrten, sondern die Geldgeber von oben. Ihnen war der Hofnarr Hartz schlicht zu teuer, das »System Volkswagen« ein falsch verstandener Schröder. Und der CDU kam die Sache gerade recht, den Hofnarr abzusägen, um dem Kaiser-Kanzler den Rest zu geben.
Bleibt, der IG Metall als komplett bedröppeltem Opfer nur eines mitzuteilen: wenn ihr auf alle Aufsichtsräte, Konzernbetriebsräte und Arbeitsdirektoren einfach mal verzichtet, was würde sich wohl ändern?

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