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Am 3.August berichtete die BBC in ihrem Programm Newsnight,
Großbritannien habe das Schwere Wassers geliefert, das Israel erlaubte, seinen anfänglich mit
französischer Hilfe entwickelten Nuklearreaktor in Dimona, in der Negevwüste, in eine
Atomwaffenfabrik zu verwandeln, die in der Lage ist, spaltbares Material zu produzieren.
Die Enthüllungen der BBC über die heimliche und peinliche britische Hilfe zu einer
israelischen Atombombe verlangt eine gründliche Untersuchung und die radikale Abkehr von der
Doppelmoral, wonach Israels voll entwickelte nukleare Kapazität eine triviale Angelegenheit sei.
Nach den dramatischen Enthüllungen, die
der frühere Dimona-Techniker Mordechai Vanunu 1986 gegenüber der Sunday Times gemacht hatte,
hatte man stets angenommen, die 20 Tonnen Schweres Wasser stammten aus Norwegen. Norwegen hatte sich
offiziell stets in Schweigen gehüllt.
Laut BBC wurde dieser Deal mit Israel als
Wiederverkauf einer für Großbritannien nutzlosen Sendung Schweren Wassers an Norwegen
verschleiert. Die Sendung wurde in den 50er Jahren nach Israel verschifft, das binnen drei Jahren den
größten Teil der 20 Tonnen verbrauchte. Dem Bericht zufolge verlangte Israel 1961 weiteres
Schweres Wasser, aber die Enthüllung der nuklearen Ambitionen Israels durch die Zeitung Daily Express
machten weitere Verkäufe zu einer komplizierten Angelegenheit.
Viele Jahre später konnte die
Weltöffentlichkeit dank der Kühnheit Vanunus das Ausmaß der gefährlichen Experimente
Israels mit dem tödlichen Material kennen lernen: Hunderte nuklearer Sprengköpfe bei
maßvoller Schätzung machten Israel laut westlichen Experten zu einer der führenden
Nuklearmächte der Welt, zur Nummer Sechs, um genau zu sein.
Israel erlaubt sich bis heute, das zunehmend
gut dokumentierte Nuklearprogramm weder zu bestätigen noch zu leugnen. Der derzeitige
Vizepremierminister Shimon Peres, der als führender Architekt des Nuklearprogramms gilt, weigerte
sich, den Bericht der BBC zu kommentieren.
Die anerkannte Beteiligung Frankreichs und
Norwegens sowie Großbritanniens jüngst enthüllte Rolle bei der Verwirklichung Israels
nuklearer Ambitionen beschreibt deutlich die europäische Absicht, Israel eine »einzigartige
militärische Überlegenheit« gegenüber seinen arabischen Nachbarn zu verschaffen. Es
fällt auf, dass US-Spitzenpolitiker genau diesen Ausdruck verwenden, wenn sie das Engagement der USA
für Israel beschreiben.
Während die US-Regierungen unter
Eisenhower und Kennedy »sich bemühten, Israel vom Bau nuklearer Waffen abzuhalten«, wie der
Guardian schrieb, ignoriert die gegenwärtige US-Regierung Israels Atompolitik, zieht aber »alle
Optionen«, einschließlich einer militärischen Intervention, in Betracht, um gegen den Iran
vorzugehen wegen seiner angeblichen Bemühungen, eine Atombombe zu entwickeln.
Der Iran, der den Vertrag über die
Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen (NNPT) unterzeichnet hat, betont, seine nuklearen Ambitionen seien
friedlicher Natur. An verschiedenen diplomatischen Fronten hat er sich darum bemüht, seine Probleme
mit der IAEA, der Internationalen Atomenergiebehörde der UNO, beizulegen. Israel jedoch ist dem NNPT
noch nicht beigetreten und unterliegt auch keinem Druck, dies zu tun. Israels höhere Stellung bleibt
bestehen trotz des Aufrufs von IAEA-Chef Mohamed El Baradei, die Atomwaffen abzuschaffen und den
NNPT zu unterzeichnen.
Israels gelassene Haltung stützt sich auf
die bedingungslose militärische und politische Unterstützung aus Washington, das Israels
Sünden mit vollständig anderen Augen betrachtet als die anderer Länder des Nahen Ostens.
Die Farce wird fast unerträglich, wenn
US-Politiker ihren Kreuzzug im Nahen Osten an die Sicherheit Israels knüpfen. Im Januar 2005 warnte
US-Vizepräsident Cheney, der Iran habe ein »stabiles Kernwaffenprogramm«, das Hauptziel der
Islamischen Republik sei die »Zerstörung Israels«. »Wenn die Israelis davon
überzeugt sind, dass die Iraner ein beträchtliches Potenzial besitzen, mögen die Israelis
ruhig entscheiden, als erste zu handeln. Soll der Rest der Welt zusehen, wie das diplomatische Chaos dann
zu beseitigen ist«, äußerte Cheney.
Nur ein vollkommen naiver Mensch könnte
denken, Cheney sei sich vielleicht des Ausmaßes von Israels nuklearem Zerstörungspotenzial nicht
bewusst gewesen, als er diese anmaßende Bemerkung machte.
Trotz der nahezu kompletten Fälschung und
endlosen Vorwände für die Invasion des Irak, bei der Millionen Menschen geopfert wurden und eine
bereits unstabile Region weiter destabilisiert wurde, verfolgt die US-Regierung diese Logik ungehindert
weiter. Nun ist der Iran die Bedrohung, und das harmlose Schaf, wie könnte es auch anders sein, ist
Israel.
Das letzte Stück des Puzzles ist nun
entdeckt worden: Die internationale Gemeinschaft weiß nun, woher Israels Schweres Wasser herkam, und
sie weiß, dank des mutigen Mordechai Vanunu, was daraus geworden ist. Selbst der oftmals
willensschwache El Baradei gab gegenüber der israelischen Tageszeitung Haaretz zu, dass seine
Behörde annimmt, dass Israel über Atomwaffen verfügt.
Zu befürchten ist, dass weder der BBC-
Bericht noch der Aufschrei vieler Staaten aus dem Nahen Osten und darüber hinaus die von Israel mit
europäischer Hilfe und amerikanischem Segen in Gang gesetzte Spirale von Tod und Zerstörung
behindern oder wenigstens vorübergehend anhalten wird.
Es ist diese Doppelzüngigkeit und
Doppelmoral des Westens, die den Frieden im Nahen Osten zu einer bloßen Illusion macht, während
in der Negevwüste weiter Massenvernichtungswaffen produziert werden.
Ramzi Baroud
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