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Ich kann es nicht lassen, Menschen aufzurütteln.« Dieses Selbstbekenntnis könnte den Titel für das ungewöhnliche
literarische Werk des Prinzen Kuma Ndumbe aus Kamerun abgeben. Der traditionelle König ist promovierter Historiker und Germanist sowie
habilitierter Politikwissenschaftler und man kennt ihn in Deutschland. Er lehrte an der Freien Universität Berlin, er schrieb Essays, Erzählungen und
Theaterstücke in deutsch, englisch, französisch und douala. Und er hielt Reden vor unzähligen Politikern, Entwicklungsexperten,
Kirchenleuten und Wissenschaftlern von Berlin bis Wien. »Reden aus dem Busch«, wie er selbst sagt. Unbequeme Reden, die die Europäer
herausforderten. Das dürfte der Grund sein, warum sie in Deutschland nicht gedruckt wurden. Darum hat Kuma Ndumbe sie im
neugegründeten Verlag Exchange & Dialogue jetzt selbst herausgegeben.
Anmaßend könnte es in der ehemaligen Kolonialmacht Deutschland geklungen
haben, wenn der selbstbewusste Afrikaner bemängelt, dass die Basistexte afrikanischer Wissenschaftler und Historiker hierzulande bis heute ignoriert
werden. Wenn er behauptet, das westliche politische und wirtschaftliche System habe seinem Kontinent weder entscheidende Modernisierung noch Entwicklung
gebracht. Wenn er kritisiert, dass die internationale Entwicklungshilfe die Schuldenberge der Nehmerländer in die Höhe getrieben habe. Dabei ist
Kuma Ndumbe keineswegs unkritisch gegenüber den hausgemachten politischen Plagen Afrikas. Er klagt die Willkür und das Raubrittertum
der europäisierten afrikanischen Eliten an und fordert mehr Demokratie und mehr Partizipation der Zivilgesellschaften. Aber er führt auch die
historischen Gründe für diese Fehlentwicklungen an und macht einmal mehr die »Außenbestimmtheit« afrikanischer
Länder dafür verantwortlich. Alle Bereiche afrikanischen Lebens wurden von Europa überformt: Wirtschaft, Politik, Wissenschaft.
Dennoch ist sein Anliegen nicht Widerspruch per se. Vielmehr versteht sich Kuma
Ndumbe als Vermittler zwischen den Welten. Er, der sich auskennt in Frankreich, Deutschland und vielen afrikanischen Staaten ist ein Grenzgänger
zwischen den Kulturen und als solcher pflegt er eine »pédagogie amoureuse«, wie er sagt, eine von Liebe geprägte Pädagogik,
»um sich besser zu verstehen und einander näher zu kommen.« Er will seine Zuhörer und Leser zu einer engagierten Begegnung
einladen mit dem Ziel, aufrichtig voneinander zu lernen. Über den deutschen Kolonialismus in Kamerun, über afrikanische Germanistik, über
Entwicklungsstrategien, über Afrika in der Globalisierung und Afrika im Aufbruch. Und das macht auch den Reiz der elfbändigen Anthologie aus.
Sie ist Zeugnis seines 37-jährigen unermüdlichen Bemühens um Verständigung, die Prinz Kuma Ndumbe III auch mit seiner
kleinen aber feinen Organisation »AfircAvenir« betreibt.
Birgit Morgenrath
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