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Im letzten Bericht des Entwicklungsprogramms der
UNO (1998) finden sich verblüffende Angaben über die gewaltigen
Fortschritte, die in den lezten Jahrzehnten erreicht worden sind.
- So ist der öffentliche und private Verbrauch 1998 weltweit auf 24000
Milliarden Dollar gestiegen. Er war damit doppelt so hoch wie 1975 und sechsmal so
hoch wie 1980.
- In den vergangenen 30 Jahren haben die Entwicklungsländer die gleiche
Wegstrecke zurückgelegt wie die Industrieländer in mehr als einem
Jahrhundert.
- Die Lebenserwartung eines neugeborenen Kindes ist in den
südlichenLändern heute um 16 Jahre höher als noch vor 35
Jahren
- Die Schulbesuchsquote der Mädchen ist zwischen 1970 und 1992 von 35%
auf 68% gestiegen.
- Der Anteil der alphabetisierten Erwachsenen ist von 48% im Jahr 1970 auf 70% im
Jahr 1990 gestiegen.
- Zwei Milliarden Menschen haben innerhalb der letzten 15 Jahre Zugang zu
Trinkwasser erhalten.
Die Liste der Erfolgsmeldungen ist noch lang. Aber immer noch teilt sich ein
Fünftel der Menschheit in den reichsten Ländern 86% des weltweiten
privaten Verbrauchs, während das Fünftel der ärmsten
Länder sich mit 1,3% begnügen muá. Oder, um das drastische
Miáverhältnis mit den Angaben von Ignacio Ramonet (in Le Monde
Diplomatique, November 1998) deutlich zu machen:
- Noch nie gab es einen derartigen Warenüberschuá; doch die Zahl derer, die
kein Dach über dem Kopf, keine Arbeit, nicht genug zu essen haben, steigt
ständig.
- In mehr als 70 Ländern ist das Pro-Kopf-Einkommen in den letzten 20 Jahren
gesunken.
- Weltweit haben 3 Milliarden Menschen - die Hälfte der Menschheit - weniger
als 1,5 Dollar pro Tag.
- 1960 verfügten die 20% der Weltbevölkerung, die in den reichsten
Ländern leben, über ein 30mal höheres Einkommen als die
ärmsten 20%. 1995 war ihr Einkommen bereits 82mal höher.
"Schicksal? Keineswegs. Wenn man den 225 reichsten Menschen der Welt 4%
ihres Vermögens nähme, könnte man mit dieser Summe laut UN-
Angaben problemlos den Grundbedarf der Weltbevölkerung an Nahrung,
Trinkwasser, Bildung und Gesundheit sichern. Die allgemeine Befriedigung der
Gesundheits- und Nahrungsbedürfnisse würde jährlich nur 13
Milliarden Dollar kosten. Das ist knapp so viel, wie die Einwohner der USA und der
Europäischen Union pro Jahr für Parfüm
ausgeben."
Der diesjährige Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaft,
Amartya Sen, vertritt entgegen den Ideologen des Neoliberalismus die Meinung, daá
man nicht dem Markt, sondern dem Staat eine gröáere Verantwortung für
das gesellschaftliche Wohlergehen übertragen müsse. Dieser Staat
müsse gleichzeitig die Bedürfnisse seiner Bürger und (weltweit) die
Entwicklung der Menschheit im Blick haben. Bleibt allerdings die Tausend-Dollar-
Frage: Wer beauftragt und kontrolliert diesen Staat?