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Am 21.November demonstrierten über 1000
Arzthelferinnen aus dem ganzen Bundesgebiet in Dortmund für bessere
Bezahlung. Aufgerufen hatte der Berufsverband der Arzt-, Zahnarzt und
Tierarzthelferinnen BdA, in dem rund 35.000 Frauen aus diesen Berufen organisiert
sind.
Diese Berufe finden bei dem Gerangel um Gesundheitsreform, Ärztebudgets,
Arzneimittelkosten und Krankenkassenbeiträge keine Erwähnung, ihr
"dienendes" Dasein in den Praxen der niedergelassenen Ärzte wird
als selbstverständlich hingenommen. Über ihre Einkommen wird wie
über die niedrigen Frauenlöhne kaum diskutiert. Deshalb wurde zu der
Demo aufgerufen unter dem Motto "Ohne uns läuft
nichts!"
Die Anforderungen an die Praxiskräfte sind ständig gestiegen: Umgang
mit komplizierten und teuren Geräten, Verwaltung mit Computern,
Ausbildungsverlängerung und medizinische Betreuung, Beratung der Patienten.
Die Helferin "mit acht Armen" war denn auch eine beachtete
Demoteilnehmerin. Die Gehälter der Betroffenen bewegen sich – als
"typische Frauenberufe" – am unteren Ende der Gehaltsskala. Massenhafte
Umwandlung von Vollzeitbeschäftigten in 620-Mark-Kräfte war vor
allem in den letzten Jahren an der Tagesordnung.
Für viele Frauen bietet der Ausbildungsmarkt kaum andere
Möglichkeiten, sie finden sich notgedrungen mit den vorwiegend
patriarchalischen Strukturen und der Abhängigkeit von einem Chef ab. Wenige
Beschäftigte heißt darüber hinaus: kein Betriebsrat, kein besonderer
Kündigungsschutz, wenig Anlaß zu tariflicher Bezahlung, kaum
gewerkschaftliche Organisation. Bis vor einigen Jahren war die ÖTV mit ihrer
Berufsgruppe noch nicht einmal Tarifpartei neben dem BdA und der DAG.
Am Tag vor der Demonstration waren gerade die Tarifverhandlungen für die
Arzthelferinnen unterbrochen worden, bei denen der BdA deutliche
Einkommenserhöhungen und strukturelle Verbesserungen gefordert hatte. Die
Ärzteschaft, unter lautem Gejammer über ihre sinkenden Einkommen, bot
1,8% sowie die Anhebung der Ostgehälter von 80 auf 82,5% der
Westgehälter. Auf die Ablehnung der Vertretung der Arzthelferinnen hin sahen
sie sich nicht in der Lage, vor März einen neuen Termin anzubieten!
Streitbare Reden bestimmten die Kundgebung. Die Einkommenssituation der
Helferinnen stand im Mittelpunkt, das Verhalten der Ärzte wurde kritisiert. Auch
die Aufsplitterung in 620-Mark-Jobs wurde angegriffen. Die Neuregelung der rosa-
grünen Regierung bietet da überhaupt keine Verbesserung. Trotz der
herrschenden Kälte in Dortmund kam eine aufmunternde Aktion
zustande.