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Die französische Nachrichtenagentur afp meldete, das von 19 Atomkraftwerken, die in
Deutschland Strom produzieren, sechs wegen mangelnder Lagerkapazitäten schon 1999 hätten abgestellt werden
müssen, falls ihnen keine anderen Entsorgungswege geöffnet würden. Es sind dies: Biblis A, Biblis B,
Krümmel, Philippsburg I, Neckarwestheim I und Stade.
Kritische Atomexperten erklärten, daß sich zur Überbrückung des "Notstands" - also bis
neue Zwischenlager wegen der Überfüllung der Abklingbecken an den jeweiligen Kraftwerkstandorten in zwei,
drei Jahren genehmigt und gebaut wären - Lösungen hätten finden lassen.
"Allerdings hätten dann auch die Betreiber selbst Vorschläge einbringen müssen, aber das war wohl
nicht drin. Es zu erhoffen, wäre wohl auch gar zu blauäugig", meint Joachim Wille (Frankfurter Rundschau,
27.1.99) und erklärt warum: "Schließlich geht es für die Stromversorger nicht nur um den Stellplatz
für ihren Strahlenmüll, sondern auch um schätzungsweise 20 Milliarden Mark, die sie bislang steuerfrei
für in der Zukunft anfallende Wiederaufarbeitungskosten parken konnten und die ihnen das Engagement in anderen
lukrativen Märkten, etwa der Telekommunikation, ermöglichten. Ein sofortiger Wiederaufbereitungsanlagenstopp
hätte logischerweise Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe zur Folge. Kein Wunder, daß hier hart gepokert
wurde."
Kein Wunder auch, daß der Sieg der Stromversorger mit einem Börsenhoch gefeiert wurde. Jürgen Trittin
wird sich wohl damit trösten, daß sein Boss Bundeskanzler Schröder uns verklickerte, die Stromversorger
würden natürlich "den Primat der Politik" beim Atomausstieg anerkennen. Offensichtlich indem sie
den Politiker Jürgen Trittin nach ihrer Pfeife tanzen ließen.
Vielleicht aber bringt ihn und die Bundesregierung doch noch zur Besinnung, daß der Karlsruher Kernphysikprofessor
Günter Keßler errechnete: bis zum Jahr 2000 werden in den Brennelementen deutscher Reaktoren 80 Tonnen
Plutonium entstanden sein. Die von Bundesumweltminister Jürgen Trittin vorgesehene direkte Endlagerung des
prinzipiell auch zum Atombombenbau geeigneten Plutoniums sei international verboten.
Bliebe es bei den Bestimmungen der Atomgesetznovelle würde der Minister, der angetreten sei, "eine
Plutoniumwirtschaft zu verhindern", einen gigantischen Plutoniumspeicher schaffen. Dieser müßte wegen
der extremen Langlebigkeit von Plutonium jahrtausendelang überwacht werden.
Was aber sind jahrtausendelange Ängste gegen vier köstliche Regierungsjahre?