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"Mit der Osterweiterung wird der Binnenmarkt um 100 Millionen Verbraucher
wachsen", jubelt Agrarkommissar Fischler. Die polnischen Bauern sehen derzeit
jedoch wenig Grund zum Jubeln und blockieren tagelang wichtige Hauptstraßen
des Landes. Ihr Protest richtet sich gegen hochsubventionierte Produkte aus der EU, die
den polnischen Markt überschwemmen.
Zum Beispiel Schweinefleisch: die EU-Bauern steigerten 1998 ihre Produktion um 7
Prozent auf über 202 Millionen Schweine. Mit den Zuschüssen aus
Brüssel können sie nicht nur die polnischen Bauern unterbieten, sondern
schicken ihre Überschüsse auch noch als kostenlose
"Lebensmittelhilfe" nach Rußland und zerstören damit diesen
wichtigen Exportmarkt für polnische Landwirte.
Die polnischen Bauern liegen zwar mit einem Anteil von 6,5 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts über dem Durchschnitt in Europa, doch dazu
benötigen sie 4,3 Millionen Menschen, das sind 28 Prozent der arbeitenden
Bevölkerung. Mit anderen Worten: die landwirtschaftliche Produktion in Polen
ist unter EU- und Weltmarktkriterien völlig unproduktiv.
Das weiß auch der polnische Agrarminister und will die polnische
Landwirtschaft für den "freien Handel und die freie Konkurrenz" fit
machen.
Die Chancen stehen denkbar schlecht: Im Rahmen der Assozierungsabkommen mit
den mittel- und osteuropäischen Staaten können Exporte aus dem Osten
blockiert werden, wenn die Marktanteile von Produzenten im Westen "ernsthaft
bedroht sind". Im Rahmen der Agenda 2000 sind keine dirkten Subventionen und
keine garantierten Preise für Polen und die anderen Anwärter auf eine EU-
Mitgliedschaft vorgesehen.
Mit den durchrationalisierten und subventionierten Agrarbetrieben der EU kann die
Landwirtschaft in Polen nicht mithalten. Im Falle eines EU-Beitritts rechnen Experten
mit 2 Millionen Bauern, die in Polen aufgeben müssen.
Gerhard Klas