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SoZ SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.05 vom 04.03.1999, Seite 15

Sleater-Kinney, The Hot Rock, Matador Records

Anfang der 90er Jahre prägten an der Westküste der USA Frauenrockgruppen den Begriff "Riot Girls", Frauenbands, die sich selbstbewußt auf feministische Positionen bezogen und Indic-Rock als Stilmittel nutzten um ihree Haltung herauszuschreien. Heute haben sich diese Bands von diesem Begriff verabschiedet, entweder weil sie wie Kathleen Hanna von Bikini Kill einach diesen Stil nicht mehr pflegen wollen, oder weil sie wie Sleater Kinney der Meinung sind, er sei bloß noch eine Modeerscheinung.
  Die Gitaristinnen und Sängerinnen Carrie Brownstein Corin Tucker nannten 1994 ihre Band nach der Ecke, an der ihr Studio in Olympia/Washington lag Sleater-Kinney. So hieß auch ihre erste Platte. Erfolg brachte ihr zweites Album, Call the Doctor. Die Kritik der angesagten Village Voice plazierte die Platte hinter Beck znd Fugees auf Platz drei. Das war ein Durchbruch, nicht nur für Sleater-Kinney.
  Punk Rock war um eine feministische Variante reicher geworden. "Zwei Gitarren, Schlagzeug und Nervenkitzel. Kurze Lieder, die zuschlagen wie explodierendes Adrrenalin", schrieb Elizabeth Vincentelli im November 1996 im Rolling Stone.
  In Deutschland kam der Durchbruch mit der CD Dig me out 1997. Bis dahin hatten verschiedene Schlagzeugerinnen die beiden Gitaristinnen begleitet. Janet Weiss trommeltee auf dieser Scheibe dermaßen eindringlich, daß sie maßgeblich zum Erfolg beitrug und zum festen Bestand der Band wurde.
  Im Januar dieses Jahres erschien The Rock Hard. Sleater-Kinney sind sich treu geblieben. Die Arrangements sind ausgefeilter, aber ohne kommerziellere Elemente um das große Geld einzuspielen. Auch wenn in "Size of our Love" und "Memorize your Lines" Violine und Viola zum Einsatz kommen, wurde die Produktion im kompromißlosen Stil der Anfänge realisiert.
  Wesentliches Thema der CD ist die Suche nach Antworten, nach Frieden. Nicht nach einem spießigen, sondern nach einem aufregenden Frieden, und dies schnodderig, selbstbewußt, in Wartestellung. Die Gestik eines Macho Punk, der platt daherkommt nach dem Motto hier bin ich, ich habe recht und arschlecken, ist den drei Frauen aus dem Nordwesten der USA fremd: "Right or wrong here we are, I wanna know what you are”.
  Daß Sleater Kinney aus keinem Plattenladen mehr fortzudenken sind und dennoch Insidertips bleiben, kann ihnen nur recht sein.
  Dies sichert die Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu sichern, ohne ernsthaft in die Gefahr zu geraten, daß die letzte Unabhängigkeit von den Plattenmultis erdrückt wird. Dennoch scherzt man in Seattle, wo die Platte aufgenommen wurde, man habe in Olympia bereits eeine Straßenecke nach dieser Band benannt. Carrie Brownstein meinte gelasseen zur provinzielleen Herkunft: "We‘re the band from the end of the world.”
  DJ Tommy
 


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