Sozialistische Zeitung

SoZ SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.06 vom 18.03.1999, Seite 19

Nachruf

Franz Dokoupil (1908-1991)

Im Alter von 91 Jahren ist Franz Dokoupil Anfang Februar gestorben. Von Beruf war Franz Gärtner. Politisch begann er sich Ende der 20er Jahre zu engagieren, Zunächst trat er der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. Von 1929 bis 1931 war er mit Unterbrechungen Mitglied der KPD. Danach setzte er sich für die Linke Opposition der KPD in Hamburg ein, weil er die Notwendigkeit einer Einheitsfront gegen den Faschismus erkannt hatte. Nach 1933 stand Franz im Kontakt mit dem Leninbund, einer linken Abspaltung von der KPD.
  Im Widerstand gegen die Nazis sicherte er für unsere damalige Organisation Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD) den illegalen Informations- und Materialtransport vor allem zwischen der Hamburger und der Berliner IKD-Gruppe. In Dänemark besuchte er Mitglieder der Auslands-IKD, darunter Georg Jungclas.
  Ende 1935 und Anfang 1936 konnte die Gestapo die Hamburger IKD zerschlagen. Franz und andere Genossinnen und Genossen wurden verhaftet. Das Hanseatische Oberlandesgericht verurteilte sie wegen "Vorbereitung des Hochverrats" zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Aberkennung der "bürgerlichen Ehrenrechte".
  In Heuberg wurde Franz 1942 als Angehöriger des Strafbataillons 999 militärisch gedrillt und danach von der Wehrmacht in Nordafrika eingesetzt. Zunächst geriet er in englische, dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Unter Lebensgefahr versuchte er gemeinsam mit einigen anderen im Lager eine antifaschistische Arbeit zu organisieren. Auch gefangene Nazis ermordeten politische Gegner.
  Nach Kriegsende kehrte Franz nach Hamburg zurück und arbeitete wieder als Gärtner. 1948 konnte ihn Georg Jungclas, der einen entscheidenden Beitrag zum Wiederaufbau der deutschen Sektion der IV.Internationale leistete, erneut für den revolutionären Sozialismus gewinnen. Mitte der 50er Jahre unterstützte er die Wende zum "Entrismus" und trat der SPD bei.
  Auch im Ruhestand blieb Franz engagiert - vor allem für politisch Verfolgte und für den Naturschutz. Noch mit 90 Jahren kletterte er auf die Bäume in seinem Garten. Unterkriegen hat er sich sein Leben lang nicht lassen. (wa)
 
  Aus: "Avanti", Nr.48, März 1999.
 


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