Sozialistische Zeitung |
Köln stellt sich quer" lautete das Motto der Gegenaktivitäten zum geplanten Nazi-Aufmarsch
anläßlich der Wehrmachtsausstellung am 22.Mai. Die Kölner haben Wort gehalten: trotz 3000 Polizisten und Einkesselung
von Gegendemonstranten sind die 200 angereisten Neonazis gerade mal 100 Meter weit gekommen.
Es wäre in Köln der erste erfolgreiche Nazi-Aufmarsch der Nachkriegszeit gewesen. Noch am Freitag Abend hatte das
Oberverwaltungsgericht in Münster das Demonstrationsverbot ihrer Kölner Kollegen aufgehoben und damit den militanten
Neofaschisten grünes Licht gegeben. Das brachte viele Kölnerinnen und Kölner auf die Straße. 2000, die am Samstag
Mittag in der Innenstadt protestierten, wuchsen während ihrer Demonstration auf mindestens 3000 an.
Am Hauptbahnhof, wenige hundert Meter vom Aufmarschort der Neonazis, verwehrte die Polizei ein weiteres Durchkommen. Knapp tausend
Antifaschisten machten sich prompt in Kleingruppen auf, um den zumeist angereisten Nazis den Weg zu versperren. Mit Erfolg: die meisten von
ihnen erreichten die auf der Route der Nazi-Demonstration liegende Hauptverkehrsstraße vor dem Eintreffen zusätzlicher
Polizeikräfte und verhinderten das Weiterkommen der staatlich eskortierten Nazi-Kameradschaften. Der "Kleingruppentaktik"
der Antifaschisten, so Einsatzleiter Winrich Granitzka, war die Polizei offenbar nicht gewachsen. Dabei hatte er den 22.Mai als Probelauf
für die kommenden Gipfelwochen angekündigt.
Was ein Sprecher der Antifaschisten als Niederlage für die Nazis wertete, war vor allem auch ein Erfolg der Gegendemonstranten und
ein guter Auftakt für die kommenden Großdemonstrationen und Aktionen.