Sozialistische Zeitung |
Die Belegschaft des HSP-Werks in Dortmund (Hoesch Spundwand und Profil GmbH) hat am Mittwoch,
27.Oktober 1999, nach ausführlicher Debatte und Abstimmung ihren Streik beendet. Der Thyssen-Krupp-Konzern hatte der Belegschaft
schriftlich zugesagt, dass die Verhandlungen mit dem an der Fortführung der Produktion interessierten Kaufpartner Salzgitter innerhalb
einer Woche positiv weitergeführt werden, dass ein Vorvertrag angestrebt wird, dass im Verkaufsfall der Erhalt der Arbeitsplätze
vor Höhe der Kaufsumme ginge. Außerdem wurde zugesagt, dass keine disziplinarischen oder rechtlichen Maßnahmen gegen
Streikende durchgeführt würden.
Die Belegschaft war eine Woche vorher (19.10.) in einen vorerst
unbefristeten und unbezahlten Streik getreten, als die Gefahr drohte, dass nach Abbruch von Verhandlungen mit Salzgitter die ARBED doch mit
einem höheren Angebot, aber mit der Absicht der Schließung des Werks, zum Zuge kommen würde.
Mit vielen streikbegleitenden Aktionen in der Stadt und im Werk ließ
die Belegschaft keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit, das Ziel der Verteidigung der Arbeitsplätze mit dem Streik zu erreichen. Die
Belegschaft organisierte selbständig mit Hilfe von Betriebsrat und Vertrauenskörperleitung die Planung, Belegung der Tore,
Notmaßnahmen und Aktionen in der Stadt.
Die gemeinsam beschlossenen und solidarisch durchgehaltenen Streiktage
begünstigten eine intensive Diskussion am Anfang dieser Woche, als sich der Konzern in Richtung der Streikziele bewegte. Gleichzeitig
wurden aber auch Drohungen von Kündigungen gegen bestimmte Streikführer ausgesprochen, eine Aussperrung für das
gesamte Werk stand im Raum. Hier setzte die Diskussion der Belegschaft ein, um die betroffenen Kollegen vor harten Folgen zu bewahren und
aber auch die weitergehenden Ziele nicht zu gefährden.
Nach der Diskussion kam ein großer Teil der Belegschaft zum
Schluss, dass der Streik vorerst beendet werden könne, um in der folgenden Woche die Durchführung der schriftlich zugesagten
Punkte abzuwarten.
Gleichzeitig liefen in dieser Woche (28./29.10.) Vorbereitungen an, im
Werk die angekündigten Umbauten durchzuführen. Die Belegschaft ging, trotz durchaus vorhandener Bedenken und wichtiger
Stimmen, die sich gegen eine Beendigung des Streiks aussprachen, solidarisch wieder ins Werk. Die Belegschaft weiß offensichtlich,
dass sie zum richtigen Zeitpunkt in Streik getreten ist, um den Konzern zu einem Umsteuern zu zwingen, dass aber ein "ewiger"
Streik um alles oder nichts drohte, im "Nichts" als Antwort zu enden.
So ist zu verstehen, wenn vorerst die weitere Entwicklung von den HSP-
Kolleginnen und -Kollegen sorgfältig abgewartet wird, weil sie sicher sind, dem Konzern klar verstehen gegeben zu haben, wo die
Grenzen sind. Auf dem Solidaritätskonto sind laufend Spenden eingegangen, die aber bisher noch nicht ausreichen, die Streiktage
abzudecken. Insofern ist weiterhin Solidarität und Spendenbereitschaft nötig.
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