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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.23 vom 11.11.1999, Seite 7

Frauenmarsch 2000

Vom März bis Oktober des kommenden Jahres wird, ausgehend von Kanada, ein weltweiter Marsch der Frauen für ihre Rechte stattfinden. Anfang September lag der Aufruf vor. Die Frauen fordern von allen Staaten:
- dass sie ein Rahmengesetz verabschieden und Strategien erarbeiten, die Armut zu beseitigen, unter besonderer Berücksichtigung der Frauenarmut. Frauen müssen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens eine garantierte wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit bekommen;
- dass sie die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung als ein Grundrecht sichern;
- dass sie Anreize bieten für die gleichmäßige Aufteilung der Reproduktionsarbeit zwischen Männern und Frauen und ausreichend öffentliche Einrichtungen bereitstellen, die Haushalt und Kinderbetreuung entlasten;
- dass sie den Zugang von Frauen zu Entscheidungspositionen fördern und Frauen gleichen Anteil in politischen Strukturen sichern;
- dass sie die ILO-Normen über die Arbeitsbedingungen ratifizieren und für ihre Einhaltung in Freihandelszonen sorgen;
- dass sie die Korruption bekämpfen und ihr vorbeugen;
- dass sie die patriarchalischen Werte nicht länger hochhalten und die Familienstrukturen demokratisieren.
Alle staatlichen Gesetze, Verordnungen und Stellungnahmen müssen daraufhin überprüft werden, ob sie den UN-Indikatoren für Armut, menschliche Entwicklung und geschlechtsspezifische Entwicklung standhalten.
Die Vereinheitlichung der Kulturen und die Vermarktung der Frauen durch die Medien müssen ein Ende haben.
Zur Durchsetzung dieser Maßnahmen fordern die Frauen u.a. die Einführung einer Devisen- und Spekulationssteuer, die Streichung der Strukturanpassungsprogramme, die Beendigung des Sozialabbaus, die Ablehnung des MAI, die sofortige Schuldenstreichung für alle Länder der Dritten Welt - sie unterstützen die Kampagne Jubilee 2000.
Die Frauen fordern außerdem eine weltweite politische Organisation, die in der Lage ist, die Wirtschaft zu kontrollieren und nach dem Grundsatz der gleichen und demokratischen Vertretung aller Länder der Erde aufgebaut ist, so dass es ein Gleichgewicht zwischen armen und reichen Ländern und zwischen Männern und Frauen gibt. Diese Organisation soll mit einer realen Entschedungsbefugnis ausgestattet sein und ein gerechtes, auf Partizipation gestütztes und solidarisches Weltwirtschaftssystem einführen. Insbesondere sollen alle Handelsverträge und -abkommen den individuellen und kollektiven Grundrechten untergeordnet werden.
Ein gesonderter Abschnitt ist der Gewalt gegen Frauen gewidmet: Die Staaten sollen sie als Verstoß gegen die Grundrechte ächten und entsprechende Aktionspläne in Gang setzen. Dazu gehört auch das Recht der Frauen, über ihren Körper und ihr Leben selbst zu entscheiden. Die UNO soll realen Druck ausüben, damit ihre dies bezüglichen Konventionen von allen Staaten vorbehaltlos anerkannt werden. Die Staaten müssen sich auch der Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofs unterwerfen.
Sexuelle Gewalt ist ein Asylgrund.
Diese Plattform, die in ihrer vollen Länge in französischer Sprache bei der Adresse <fab.pall@wanadoo.fr> abzurufen ist, stellt einen konkreten und fortgeschrittenen Beitrag zur Debatte über einen weltweiten sozialen Grundrechtekatalog und eine politisch agierende Weltorganisation dar.
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