Sozialistische Zeitung |
Die Bergarbeiter von Trepca kämpfen um den Zugang zu ihrer früheren Arbeitsstätte im
industriellen Zentrum von Kosova. Anfang Oktober haben sie sich mit einem internationalen Aufruf, der von der britischen
Bergarbeitergewerkschaft NUM verbreitet wird, an die Öffentlichkeit gewandt. Darin schildern sie ihre Lage: "Das
größte Unternehmen in Kosova ist Trepca, es beutet die reichen Erzvorkommen der Region aus. Unter jugoslawischer Verfassung
war der Betrieb gesellschaftliches Eigentum, d.h. er gehörte den Beschäftigten. Ungeachtet dessen haben alle albanischen Arbeiter
1990 ihren Arbeitsplatz verloren."
Bajram Mustafa von der unabhängigen Bergarbeitergewerkschaft von
Trepca, schildert in einem Interveiw mit International Workers Aid die Entwicklung folgendermaßen:
"In der Gewerkschaft wollten wir keine Politik machen. Aber wir
wurden von den Machthabern dazu gezwungen. Die Verfassung von 1974 gab Kosova die Rechte einer Republik, aber im Rahmen Serbiens. In
den 70er Jahren unterstand das Ausbildungssystem vollständig der Kontrolle der Behörden Kosovas. 1981 nahmen die Spannungen
zwischen Serben und Albanern zu; es gab Demonstrationen, Polizei und Armee schossen auf die Menge und es kam zu Toten und Verwundeten.
Jetzt wurde die Forderung erhoben, Kosova solle eine Republik im vollen Sinne im Rahmen Jugoslawiens werden.
Die Serben behaupteten, sie würden Opfer eines Völkermords,
und begannen Streit um die Infragestellung des Autonomiestatuts der Provinz. Eine hysterische Kampagne wurde entfacht und Apartheidgesetze
erlassen: den Albanern wurde verboten, bebaubares Land, Häuser oder Wohnungen zu kaufen, die zuvor Serben gehört hatten.
1988 haben die Bergleute von Trepca einen 12 km langen Marsch
organisiert, an dem sich 1000 Bergarbeiter beteiligten; die anderen waren unter Tage. Die Bevölkerung hat ihre Forderungen
unterstützt. Sie wollten Teil von Jugoslawien bleiben, aber die gleichen Rechte wie die anderen Republiken haben. Wir wollten selber
über unsere Zukunft entscheiden. Wir haben gerufen: ‚Tito, Tito! Jugoslawien, Jugoslawien! Wir wollen gleiche Rechte!
Vom 20. bis 28.Februar 1989 haben 2000 Bergleute 550 Meter unter Tage
einen Stollen besetzt und einen Hungerstreik durchgeführt. Sie haben gefordert, dass Kosova unter UN-Verwaltung gestellt werde. Die
Behörden haben so getan, als würden sie nachgeben, aber als die Bergleute wieder nach oben kamen, wurden sie verhaftet -
insgesamt 5000 Kumpel. Die gesamte Bevölkerung war damals auf den Beinen und forderte die Freilassung der Bergleute. Im März
hob Serbien das Autonomiestatut auf.
Ein Jahr später, im Februar 1990, wurde die Gründung einer
unabhängigen Bergarbeitergewerkschaft beschlossen. Im Juni haben sich die unabhängigen Gewerkschaften in Kosova zu einem
Dachverband zusammengeschlossen. Am 8.August 1990 haben die serbischen Behörden die Mine geschlossen und die Bergleute daran
gehindert, sie zu betreten. Am 3.September gab es einen Generalstreik; 170.000 Albaner wurden entlassen, weil sie sich dem Streik
angeschlossen hatten.
Die Gewerkschaft zählt heute 1400 Mitglieder. Ihre Ziele sind: das
gesellschaftliche Eigentum der Mine zu erhalten; den Bergleuten und ihren Familien beim Überleben zu helfen.
Als die NATO-Bombardierungen begannen, haben wir geglaubt, wir
könnten die Mine wieder in unseren Besitz und unsere Arbeit wieder aufnehmen. Aber die KFOR (die in Mitrovica aus
französischem Militär besteht) hindert uns daran, die Mine zu betreten mit dem Argument, ihr Rechtsstatus sei ungeklärt; wir
dürfen nicht einmal feststellen, ob Teile der Anlagen unter Wasser stehen."
Am 27.Juli dieses Jahres haben die Bergarbeiter deshalb eine
Demonstration vor der Mine organisiert. Ihre Hauptforderung war: "Lasst uns arbeiten und von unserer Arbeit leben! Die Minen
gehören uns!"
Sie wurden nicht gehört. Jetzt wenden sie sich an die internationalen
Öffentlichkeit; Protestkundgebungen sind vorgesehen und auch ein neuer Hungerstreik vor dem Eingang zum Bergwerk. "Unsere
Kampagne für die Rechte der Bergleute und der anderen Arbeiter bezieht sich nicht allein auf Albaner, sondern auf alle bei Trepca
Beschäftigten, mit Ausnahme derer, die Kriegsverbrechen begangen haben."