Sozialistische Zeitung |
Dankbar müssen wir Rage against the machine (RATM) vor allem dafür sein, dass sie seit ihrem
Debutalbum 1992 immer wieder deutlich gemacht haben: Linke harte Rockmusik ist etwas anderes als das Leuchten in den Augen von
grünen Sekundarstufelehrern, wenn sie den Namen "Ton, Steine, Scherben" hören.
Seit 1991 musizieren Tom Morello (Gitarre), Zack de la Rocha (Raps),
Brad Wilk (Bass) und Tim Commerford (Schlagzeug) zusammen, und manch ein Fan hätte sich mehr als die drei Alben gewünscht,
die die kalifornische Band bisher veröffentlicht hat. Dabei haben sie in der ganzen Zeit immer wieder Musik für Solisampler
beigesteuert oder Filmmusik produziert.
Selbstverständlich gab es da auch jede Menge Liveauftritte. Unter
diesen ist besonders ihr "stillster Auftritt" in Philadelphia 1993 zu nennen. Die vier standen ganze 25 Minuten nackt auf der
Bühne, den Mund mit schwarzem Klebeband verschlossen, und ein jeder hatte sich einen Buchstaben aus P-M-R-C (Parents Music
Resource Center) auf den Körper geschrieben. Dazu nur Feedbackgeräusche aus der Anlage
Dieser Protest gegen die stockreaktionäre Elternvereinigung, die
sich den Kampf gegen Rock- und HipHop-Musik auf die Fahnen geschrieben hat, wurde damals von den Fans zehn Minuten ertragen, ehe sie
begannen, alles, was nicht niet- und nagelfest war, auf die Bühne zu wefen.
Schon vor ihrem letzten Album Evil Empire 1996 haben sich die vier unter
anderem auch gegen die Militarisierung in Chiapas und für die Forderungen der Zapatistas eingesetzt. 1995 war de la Rocha Mitglied
einer Beobachtergruppe, die an den Gesprächen zwischen den Zapatisten und mexikanischen Regierungsbeobachtern teilnahm.
Sie unternahmen mehrere Reisen nach Chiapas, um dort ihre
Solidarität zu bekunden.
Drei Lieder auf der neuen Scheibe machen ihren Bezug zu Mexiko deutlich:
"Calm like a Bomb", "War within a Breath", und "Maria". Wobei in "Calm like a Bomb" auch
schon der Kommentar zu Seattle abgegeben wird: "And tha riot be tha rhyme of tha unheard". Während die beiden ersten
Stücke den direkten Bezug zu Chiapas herstellen, geht es in "Maria" um eine kennzeichnende Beziehung zwischen den USA
und Mexiko. Eine junge Mexikanerin zieht in die USA, um dort für einen Hungerlohn zu arbeiten, und wird am Ende ermordet.
Herausragendes Stück auf der CD ist "Voice of the
Voiceless", auf zweifache Weise. Einmal auf der CD selbst, denn hier lassen RATM ihre Wut richtig raus. "Solange noch die
Schlinge um Mumias Hals liegt, gibt es kein weißes reiches Leben, dem wir mit Rspekt begegnen müssen."
Aber auch neben den vielen anderen künstlerischen
Solidaritätsbekundungen ist "Voice of the Voiceless" eines der politischsten, das die Kontinuität des Rassismus in den
USA von den brennenden Kirchen bis zum Todesurteil gegen Mumia Abu-Jamal benennt und die soziale Dimension dieses Rassismus
herausschreit.
Die Texte auf The Battle of Los Angeles sind alle von Zack de la Rocha,
und es wundert nicht, dass er zu seinen Lieblingsautoren Eduardo Galeano und José Martí zählt.
Verwunderlich oder auch bewundernswert ist, wie diese lyrischen Texte
mit dem harten Crossover-Sound, den die Band gemeinsam zu den Texten entwickelt hat, zusammenpasst. Dass RATM dies gelingt, macht das
Reizvolle an einer CD aus, die damit kokettiert, dass die Musik ausschließlich mit der Stimme, der Gitarre, dem Bass und dem
Schlagzeug erzeugt wurde.
DJ Tommy
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